Anton Webern

*  3. Dezember 1883

†  15. September 1945

von Thomas Ahrend und Michael Matter

Essay

1. Jugend

Für Weberns Selbstbild war die Verbindung von Leben und Kunst seit seiner Jugend ein grundlegendes Dispositiv. Seinem Cousin Ernst Diez schrieb der Siebzehnjährige über seine Zukunftspläne: »Du mein Gott! und die Kunst! Die mir alles ist, der ich mich aufopfern würd! Gerade das stelle ich mir ja so schön vor, dass ich vielleicht anfangs nicht die glänzendste Stelle einnehme, aber doch nur der Kunst lebe, und nicht roh von der Kunst, nur um Geld zu verdienen« (zit. n. Kröpfl / Obert 2015a, 9). Noch dem fast Dreißigjährigen scheint die Vorstellung, dass das Werk eines Komponisten durch dessen Leben entscheidend bestimmt würde, eine selbstverständliche Interpretationsfolie zu sein, wenn es zum Beispiel über Gustav Mahler heißt (in einem Brief an Schönberg vom 6. Juli 1910): »[W]enn man sein Leben [nicht] wüßte, man könnte es aus den Symphonien reconstruieren. Sie müssen doch im engsten Zusammenhang stehen mit seinen inneren Erlebnissen« (Weberns Briefe an Schönberg sind auch im Folgenden zitiert nach den Digitalisaten der Originale in der Brief-Datenbank des Arnold Schönberg Center: http://www.schoenberg.at/index.php/de/archiv/briefe – Aufruf: 27. Mai 2018).

Über seinen eigenen Impuls zur kompositorischen Arbeit berichtet Webern ...